
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Wachstum der EEX“
Die Spotmarktbörse ist wegen einer millionenschweren technischen Panne ins Gerede gekommen. EEX-CEO Peter Reitz nimmt Stellung dazu und erklärt, die Börse sei auf einem guten Kurs.
Ein ungeplantes Decoupling bei der Stromspot-Tochter Epex Spot, die Diskussion über eine Aufteilung Deutschlands in Strompreiszonen,
die abgesagte Übernahme des skandinavischen Stromderivategeschäfts der Nasdaq durch die EEX, das sind einige der Themen, mit
denen sich Peter Reitz, der CEO des Börsenunternehmens, derzeit auseinanderzusetzen hat.
Im Gespräch mit E&M erklärt Reitz, warum es seiner Meinung nach keine Rückabwicklung teurer Trades im Zusammenhang mit dem Decoupling geben kann und warum die Aufteilung Deutschlands in verschiedene Strompreiszonen keine gute Idee wäre. Reitz nimmt damit Stellung in einer Diskussion um die deutschen Strompreise, die zuletzt wieder Fahrt aufgenommen hat.
Der CEO sieht seine Börsenorganisation im Übrigen auf gutem Kurs. Der Fortbestand des europäischen Strommarkts bereitet ihm trotz Nationalisierungstendenzen in dem einen oder anderen Land keine schlaflosen Nächte.
E&M: Lassen Sie mich zunächst zu einem Ereignis kommen, das Ende Juni Aufsehen erregt hat: das ungeplante Decoupling bei der EEX-Tochter Epex Spot. Das hat auf Stundenbasis zu Preisen von über 2.000 Euro in der Spitze in Deutschland geführt. Die Epex Spot hat darauf reagiert, indem sie eine Taskforce eingesetzt hat, um ihre Regelungen und Verfahrensweisen zu überprüfen. Besteht denn die Möglichkeit, in diesem Zusammenhang Trades rückabzuwickeln?
Reitz: Das ist schon durch die europäische Regulierung ausgeschlossen. Da ist klar geregelt, wie das Verfahren normalerweise aussieht und was passiert, wenn die Prozesse durch einen technischen Ausfall nicht so ablaufen können wie vorgesehen. Dann ist ganz klar vorgegeben, dass lokale Auktionen vorgenommen werden. Der dabei zustande gekommene Preis war jetzt kein Preis, der erratisch zwischen wenigen Marktteilnehmern ermittelt worden war. Im Gegenteil, in den einzelnen Auktionen in Zentralwesteuropa wurden trotz des Decouplings 1.270.002 Megawattstunden gehandelt. Es gibt damit keinen objektiven Grund, warum man diese Trades jetzt zurückdrehen sollte.
E&M: Lassen Sie uns zu einem anderen Fragenkomplex kommen: Die EEX wollte ja das skandinavische Stromderivategeschäft der Nasdaq übernehmen. Plötzlich wurde das Vorhaben ohne Begründung aufgegeben, während es bereits in der Endphase der wettbewerblichen Prüfung in Brüssel war. Hatten Sie aus Brüssel Signale bekommen, dass das Geschäft nicht durchgeht?
Reitz: Das weiß man ja vorher nicht, wenn man sich in eine solche Prüfung begibt. Wir haben uns nun entschieden, diesen Markt zu bearbeiten, aber ohne dass wir eine Transaktion dazu machen. Der nordische Strommarkt ist der zweitgrößte in Europa und für uns attraktiv, aber die Liquidität nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Wir glauben, dass wir diesen Trend umkehren können, und haben dazu auch neue Produkte an den Markt gebracht. Es gibt beispielsweise jetzt Preisabsicherungsinstrumente für jede einzelne der zwölf skandinavischen Preiszonen − die sogenannten Nordic Zonal Futures. Wir haben auch die Eintrittshürden weiter gesenkt und werden für den Rest des Jahres auf jegliche Gebühren verzichten, um so Anreize für den Handel zu setzen.
E&M: Skandinavien hat ja ein anderes Modell, dort gibt es kleinere lokale Preiszonen. Eine Aufspaltung in verschiedene Preiszonen wird auch für Deutschland vorgeschlagen. Eine gute Idee?
Reitz: Überall, wo die Preiszonen verkleinert wurden, ging die Liquidität zurück. Das kann auch niemanden wirklich überraschen. Da gibt es einfach weniger Leute, die an so einem kleinen Marktgebiet Interesse haben. Schauen Sie einmal nach Österreich, das bis 2018 mit Deutschland in einer Preiszone verbunden war. Bis dahin haben die österreichischen Marktteilnehmer von der hohen Liquidität am gemeinsamen Strommarkt profitiert. Inzwischen ist der österreichische Markt weit weniger liquide. Das bedeutet reale Kosten für alle, die in diesem Markt aktiv sind. Wenn es größere Spannen zwischen Kauf- und Verkaufsgeboten gibt, dann müssen diese von den Verkäufern und den großen Abnehmern aufgebracht werden. Die volkswirtschaftlichen Kosten sind in kleinen Preiszonen deutlich höher.
E&M: Beunruhigt haben die Strommärkte auch auf die französischen Parlamentswahlen reagiert, weil es so aussah, als könnte der Rassemblement National die absolute Mehrheit der Sitze erringen und einen nationalistischen Kurs in der Energiepolitik einschlagen. Es kam dann doch anders. Haben Sie die Verhältnisse in Frankreich weiterhin im Auge?
Reitz: Natürlich müssen wir uns für diesen Markt interessieren. Nicht nur, weil unsere Tochter Epex Spot in Paris ansässig ist, sondern auch, weil wir der führende Anbieter französischer Stromderivate sind. Jetzt muss man sagen, dass parteipolitische Wahlankündigungen nicht immer mit dem zusammengehen, was danach in der Realität passiert. Viele dieser Themen liegen auch nicht nur in der nationalen Kompetenz. Die Kopplung der europäischen Strommärkte hat nicht das französische Parlament beschlossen, sondern ist eine europäische Regulierung, die auch das französische Parlament nicht so einfach außer Kraft setzen kann. Ich mache mir um den Fortbestand des europäischen Strommarkts keine schlaflosen Nächte.
E&M: Wenn man die Entwicklung der EEX über die Jahre verfolgt, so hat sie sich ja von einer Strombörse hin zu einer Börsenplattform entwickelt, an der auch Milchpulver, Kartoffeln, Frachtraten und Container gehandelt werden können. Wie hoch liegt der Umsatzanteil dieses Nicht-Energie-Geschäfts an der EEX, bei 10 oder gar bei 20 Prozent?
Reitz. Er liegt deutlich darunter. Der Handel mit Agrarprodukten beispielsweise ist ein reines Nischengeschäft. Der Energiemarkt ist und bleibt der Schwerpunkt unserer Tätigkeit. Die drei großen Säulen unserer Ertragskraft sind der europäische Strommarkt, der Gasmarkt und der Emissionsmarkt.
E&M: Wie hoch liegt der EEX-Anteil am deutschen und europäischen Stromderivatehandel?
Marktanteil in Europa bei 75 Prozent
Reitz: Von dem visibeln Markt der Börsen und Broker entfällt auf die EEX am deutschen Stromterminmarkt kumuliert von Januar bis Mai ein Marktanteil von 85 Prozent, auf ganz Europa bezogen von 75 Prozent. Allerdings gibt es ein Dunkelfeld, wenn beispielsweise zwei Marktteilnehmer telefonisch ein Geschäft verabreden, bei dem weder ein Broker noch eine Börse oder ein Clearing-Haus einbezogen wird, dann bekommen wir das nicht mit und können diesen Handel nicht in unsere Grundgesamtheit einbeziehen. Bei der Berechnung unseres Marktanteils berücksichtigen wir sowohl Volumen aus dem börslichen Handel als auch bilateral abgeschlossene Geschäfte, die dann an der EEX zum Clearing registriert werden.
E&M: Solch hohe Marktanteilswerte müssten doch die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen?
Reitz: Nein, das ist nicht der Fall. Wenn Sie sich andere Märkte anschauen, beispielsweise im Finanzbereich, so liegen die Marktanteile der jeweils führenden Plattform eher bei 99 Prozent plus, auch wenn es dort wie in unserem Geschäft mehrere Anbieter gibt. Liquidität zieht Liquidität an. Diese ‚alte‘ Börsenregel gilt auch für uns und noch mal: Es gibt auch andere Marktplätze, an denen zum Beispiel deutsche Stromfutures gehandelt werden können, aber unser Angebot ist sehr attraktiv, weil wir eben viele Märkte und Teilnehmer auf einer Plattform bündeln.
E&M: Am Gasmarkt sind die Zahlen wohl nicht so stark?
Reitz: Am Gasmarkt ist die Situation unterschiedlich. Am Spotmarkt ist die EEX führend mit ungefähr 95 Prozent Marktanteil bei deutschem Gas im deutschen Marktgebiet und mit mehr als 85 Prozent bei europäischem Gas. Am Derivatemarkt lag der Marktanteil in Deutschland bei 23 Prozent für die ersten fünf Monate dieses Jahres. Da läuft noch viel über den ungeclearten außerbörslichen Handel.
E&M: Auch beim CO2-Markt ergibt sich ein uneinheitliches Bild: Am Primärmarkt gibt die EEX den Ton an, nicht aber am Sekundärmarkt, wo die ICE vorne liegt. Woran liegt das?
Reitz: Diese Märkte sind in den frühen 2000er-Jahren entstanden. Dort gab es eine Börse, die einen First-Mover-Vorteil hatte, die Climate Exchange, die dann von der ICE aufgekauft wurde. Damit hatten sich unsere Wettbewerber eine führende Position an diesem Markt aufgebaut. Aber auch unser Marktvolumen bei den Futures am Sekundärmarkt wächst derzeit stark. Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben sich die Handelsvolumina in den Emissions-Futures an der EEX mehr als verdoppelt.
E&M: Warum das? Wird der Kuchen insgesamt größer oder handelt es sich zwischen der EEX und der ICE um einen Verdrängungswettbewerb?
Reitz: Beides trifft zu. Der Kuchen wird insgesamt größer. Allerdings wachsen wir, wenn man nur auf das erste Halbjahr 2024 schaut, derzeit schneller als unser Wettbewerber.
E&M: Eine letzte Frage: Sie verkünden Jahr um Jahr verbesserte Zahlen. Gab es irgendeine Entscheidung, ein Geschäft, das Sie in der Rückschau enttäuscht hat, wo Sie sagen, da haben wir uns mehr versprochen?
Reitz: Also, wir haben vor zehn Jahren ungefähr 50 Millionen Euro Umsatzerlöse erzielt, jetzt machen wir 550 Millionen Euro Umsatz. Das kommt ja irgendwo her. Da sind auch alle Geschäftsfelder, die wir haben, daran beteiligt. Insofern fällt es mir wirklich schwer, etwas herauszupicken, das uns enttäuscht hat. Wir sind sehr zufrieden mit dem Wachstum der EEX.
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Im Gespräch mit E&M erklärt Reitz, warum es seiner Meinung nach keine Rückabwicklung teurer Trades im Zusammenhang mit dem Decoupling geben kann und warum die Aufteilung Deutschlands in verschiedene Strompreiszonen keine gute Idee wäre. Reitz nimmt damit Stellung in einer Diskussion um die deutschen Strompreise, die zuletzt wieder Fahrt aufgenommen hat.
Der CEO sieht seine Börsenorganisation im Übrigen auf gutem Kurs. Der Fortbestand des europäischen Strommarkts bereitet ihm trotz Nationalisierungstendenzen in dem einen oder anderen Land keine schlaflosen Nächte.
E&M: Lassen Sie mich zunächst zu einem Ereignis kommen, das Ende Juni Aufsehen erregt hat: das ungeplante Decoupling bei der EEX-Tochter Epex Spot. Das hat auf Stundenbasis zu Preisen von über 2.000 Euro in der Spitze in Deutschland geführt. Die Epex Spot hat darauf reagiert, indem sie eine Taskforce eingesetzt hat, um ihre Regelungen und Verfahrensweisen zu überprüfen. Besteht denn die Möglichkeit, in diesem Zusammenhang Trades rückabzuwickeln?
Reitz: Das ist schon durch die europäische Regulierung ausgeschlossen. Da ist klar geregelt, wie das Verfahren normalerweise aussieht und was passiert, wenn die Prozesse durch einen technischen Ausfall nicht so ablaufen können wie vorgesehen. Dann ist ganz klar vorgegeben, dass lokale Auktionen vorgenommen werden. Der dabei zustande gekommene Preis war jetzt kein Preis, der erratisch zwischen wenigen Marktteilnehmern ermittelt worden war. Im Gegenteil, in den einzelnen Auktionen in Zentralwesteuropa wurden trotz des Decouplings 1.270.002 Megawattstunden gehandelt. Es gibt damit keinen objektiven Grund, warum man diese Trades jetzt zurückdrehen sollte.
E&M: Lassen Sie uns zu einem anderen Fragenkomplex kommen: Die EEX wollte ja das skandinavische Stromderivategeschäft der Nasdaq übernehmen. Plötzlich wurde das Vorhaben ohne Begründung aufgegeben, während es bereits in der Endphase der wettbewerblichen Prüfung in Brüssel war. Hatten Sie aus Brüssel Signale bekommen, dass das Geschäft nicht durchgeht?
Reitz: Das weiß man ja vorher nicht, wenn man sich in eine solche Prüfung begibt. Wir haben uns nun entschieden, diesen Markt zu bearbeiten, aber ohne dass wir eine Transaktion dazu machen. Der nordische Strommarkt ist der zweitgrößte in Europa und für uns attraktiv, aber die Liquidität nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Wir glauben, dass wir diesen Trend umkehren können, und haben dazu auch neue Produkte an den Markt gebracht. Es gibt beispielsweise jetzt Preisabsicherungsinstrumente für jede einzelne der zwölf skandinavischen Preiszonen − die sogenannten Nordic Zonal Futures. Wir haben auch die Eintrittshürden weiter gesenkt und werden für den Rest des Jahres auf jegliche Gebühren verzichten, um so Anreize für den Handel zu setzen.
E&M: Skandinavien hat ja ein anderes Modell, dort gibt es kleinere lokale Preiszonen. Eine Aufspaltung in verschiedene Preiszonen wird auch für Deutschland vorgeschlagen. Eine gute Idee?
Reitz: Überall, wo die Preiszonen verkleinert wurden, ging die Liquidität zurück. Das kann auch niemanden wirklich überraschen. Da gibt es einfach weniger Leute, die an so einem kleinen Marktgebiet Interesse haben. Schauen Sie einmal nach Österreich, das bis 2018 mit Deutschland in einer Preiszone verbunden war. Bis dahin haben die österreichischen Marktteilnehmer von der hohen Liquidität am gemeinsamen Strommarkt profitiert. Inzwischen ist der österreichische Markt weit weniger liquide. Das bedeutet reale Kosten für alle, die in diesem Markt aktiv sind. Wenn es größere Spannen zwischen Kauf- und Verkaufsgeboten gibt, dann müssen diese von den Verkäufern und den großen Abnehmern aufgebracht werden. Die volkswirtschaftlichen Kosten sind in kleinen Preiszonen deutlich höher.
E&M: Beunruhigt haben die Strommärkte auch auf die französischen Parlamentswahlen reagiert, weil es so aussah, als könnte der Rassemblement National die absolute Mehrheit der Sitze erringen und einen nationalistischen Kurs in der Energiepolitik einschlagen. Es kam dann doch anders. Haben Sie die Verhältnisse in Frankreich weiterhin im Auge?
Reitz: Natürlich müssen wir uns für diesen Markt interessieren. Nicht nur, weil unsere Tochter Epex Spot in Paris ansässig ist, sondern auch, weil wir der führende Anbieter französischer Stromderivate sind. Jetzt muss man sagen, dass parteipolitische Wahlankündigungen nicht immer mit dem zusammengehen, was danach in der Realität passiert. Viele dieser Themen liegen auch nicht nur in der nationalen Kompetenz. Die Kopplung der europäischen Strommärkte hat nicht das französische Parlament beschlossen, sondern ist eine europäische Regulierung, die auch das französische Parlament nicht so einfach außer Kraft setzen kann. Ich mache mir um den Fortbestand des europäischen Strommarkts keine schlaflosen Nächte.
E&M: Wenn man die Entwicklung der EEX über die Jahre verfolgt, so hat sie sich ja von einer Strombörse hin zu einer Börsenplattform entwickelt, an der auch Milchpulver, Kartoffeln, Frachtraten und Container gehandelt werden können. Wie hoch liegt der Umsatzanteil dieses Nicht-Energie-Geschäfts an der EEX, bei 10 oder gar bei 20 Prozent?
Reitz. Er liegt deutlich darunter. Der Handel mit Agrarprodukten beispielsweise ist ein reines Nischengeschäft. Der Energiemarkt ist und bleibt der Schwerpunkt unserer Tätigkeit. Die drei großen Säulen unserer Ertragskraft sind der europäische Strommarkt, der Gasmarkt und der Emissionsmarkt.
E&M: Wie hoch liegt der EEX-Anteil am deutschen und europäischen Stromderivatehandel?
Marktanteil in Europa bei 75 Prozent
Reitz: Von dem visibeln Markt der Börsen und Broker entfällt auf die EEX am deutschen Stromterminmarkt kumuliert von Januar bis Mai ein Marktanteil von 85 Prozent, auf ganz Europa bezogen von 75 Prozent. Allerdings gibt es ein Dunkelfeld, wenn beispielsweise zwei Marktteilnehmer telefonisch ein Geschäft verabreden, bei dem weder ein Broker noch eine Börse oder ein Clearing-Haus einbezogen wird, dann bekommen wir das nicht mit und können diesen Handel nicht in unsere Grundgesamtheit einbeziehen. Bei der Berechnung unseres Marktanteils berücksichtigen wir sowohl Volumen aus dem börslichen Handel als auch bilateral abgeschlossene Geschäfte, die dann an der EEX zum Clearing registriert werden.
E&M: Solch hohe Marktanteilswerte müssten doch die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen?
Reitz: Nein, das ist nicht der Fall. Wenn Sie sich andere Märkte anschauen, beispielsweise im Finanzbereich, so liegen die Marktanteile der jeweils führenden Plattform eher bei 99 Prozent plus, auch wenn es dort wie in unserem Geschäft mehrere Anbieter gibt. Liquidität zieht Liquidität an. Diese ‚alte‘ Börsenregel gilt auch für uns und noch mal: Es gibt auch andere Marktplätze, an denen zum Beispiel deutsche Stromfutures gehandelt werden können, aber unser Angebot ist sehr attraktiv, weil wir eben viele Märkte und Teilnehmer auf einer Plattform bündeln.
E&M: Am Gasmarkt sind die Zahlen wohl nicht so stark?
Reitz: Am Gasmarkt ist die Situation unterschiedlich. Am Spotmarkt ist die EEX führend mit ungefähr 95 Prozent Marktanteil bei deutschem Gas im deutschen Marktgebiet und mit mehr als 85 Prozent bei europäischem Gas. Am Derivatemarkt lag der Marktanteil in Deutschland bei 23 Prozent für die ersten fünf Monate dieses Jahres. Da läuft noch viel über den ungeclearten außerbörslichen Handel.
E&M: Auch beim CO2-Markt ergibt sich ein uneinheitliches Bild: Am Primärmarkt gibt die EEX den Ton an, nicht aber am Sekundärmarkt, wo die ICE vorne liegt. Woran liegt das?
Reitz: Diese Märkte sind in den frühen 2000er-Jahren entstanden. Dort gab es eine Börse, die einen First-Mover-Vorteil hatte, die Climate Exchange, die dann von der ICE aufgekauft wurde. Damit hatten sich unsere Wettbewerber eine führende Position an diesem Markt aufgebaut. Aber auch unser Marktvolumen bei den Futures am Sekundärmarkt wächst derzeit stark. Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben sich die Handelsvolumina in den Emissions-Futures an der EEX mehr als verdoppelt.
E&M: Warum das? Wird der Kuchen insgesamt größer oder handelt es sich zwischen der EEX und der ICE um einen Verdrängungswettbewerb?
Reitz: Beides trifft zu. Der Kuchen wird insgesamt größer. Allerdings wachsen wir, wenn man nur auf das erste Halbjahr 2024 schaut, derzeit schneller als unser Wettbewerber.
E&M: Eine letzte Frage: Sie verkünden Jahr um Jahr verbesserte Zahlen. Gab es irgendeine Entscheidung, ein Geschäft, das Sie in der Rückschau enttäuscht hat, wo Sie sagen, da haben wir uns mehr versprochen?
Reitz: Also, wir haben vor zehn Jahren ungefähr 50 Millionen Euro Umsatzerlöse erzielt, jetzt machen wir 550 Millionen Euro Umsatz. Das kommt ja irgendwo her. Da sind auch alle Geschäftsfelder, die wir haben, daran beteiligt. Insofern fällt es mir wirklich schwer, etwas herauszupicken, das uns enttäuscht hat. Wir sind sehr zufrieden mit dem Wachstum der EEX.

Peter Reitz
Quelle: EEX
Quelle: EEX
Claus-Detlef Grossmann
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Dienstag, 17.09.2024, 09:00 Uhr
Dienstag, 17.09.2024, 09:00 Uhr
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